Aachens zweijährliche Steinkauzkartierung

Bei windstillen, klaren Abendstunden stehen sie bibbernd vor ihren Autos und Fahrrädern in der Kälte, die Smartphones in der Hand, und spielen ihre kreischende Audios ab, dann lauschen sie in die nächtliche Geräuschkulisse.

Wer in den letzten Wochen solch verdächtiges Verhalten beobachtet, der darf sich wundern, doch das wird wohl einer der ca. 25 Ehrenamtlichen des NABU-Stadtverbandes Aachen sein, der sein Revier durchstreift, um Antwort zu erhalten: Vom Steinkauz.

Zu erkennen ist unsere kleinste Eulenart an ihrem platten Schädel, der ihm ein koboldartiges Aussehen verleiht, und dem dunkelbraun-weißlich gecheckten Gefieder. Besonders markant jedoch ist sein Schrei.

Steinkauz vor Brutröhre. Bild: NABU Aachen / Gerd Grünefeld

Auf die vom Handy abgespielten Rufe des Steinkauz antwortet er, wenn er denn in der Gegend verweilt, mit einem mehrmaligen, steinkauztypischen Miauzen. Er hört die Audios auf bis zu 300 Meter Entfernung. Vielleicht kreischt er: „He, weg da, das ist mein Revier!“, vielleicht aber auch „Hey süßes Weibchen, ich bin hier!“

Anders als man vielleicht zuerst vermuten würde, findet man den Steinkauz selten nahe des Waldes. Da lauert eher sein deutlich häufiger vorkommender und um einiges größerer Feind, der Waldkauz. Stattdessen fühlen sich Steinkäuze auf Streuobstwiesen, offenen Grünlandbereichen (am besten mit Weidetierhaltung) oder auch in alten Scheunen wohl. Hier finden sie Futter, wie Mäuse und Insekten, aber auch geeignete Brutplätze und Versteckmöglichkeiten, z.B. in Obst-, und Kopfbäumen oder Scheunen und Schuppen.

Derartige Strukturen sind wertvoll, denn sie stellen nicht nur für den Steinkauz, sondern auch für viele weitere Arten einen entscheidenden Lebensraum dar. Daher ist es wichtig, sie zu bewahren und zu pflegen.

„Der Steinkauz ist eine sogenannte Indikator- bzw. Charakterart, da man aus seiner Bestandsgröße auf die Strukturvielfalt einer Region schließen kann. Große Bestände sprechen für eine vielfältige, ländliche Kulturlandschaft mit ausreichend Elementen zur Brut- und Jungenaufzucht“, so Alexander Terstegge, wissenschaftlicher Mitarbeiter der NABU-Naturschutzstation Aachen.

Dass der Steinkauz auf der roten Liste steht, liegt vor allem daran, dass sein Lebensraum durch die intensive Landnutzung und -bebauung in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen hat. Auch der Ausbau von Autobahnen schadet ihm, denn hierdurch kann die Kommunikation mit Artgenossen und auch der Jagderfolg beeinträchtigt werden.

Mithilfe ihres Gesangs finden sich die monogamen Steinkäuze zur Paarungszeit zwischen Februar und April und beginnen anschließend mit der Brut. Einige Wochen später schlüpfen die Jungvögel.

Zur Unterstützung des Steinkauz-Bestandes werden Niströhren vom NABU in geeignete Bäume gehangen, die von den Käuzen dankbar angenommen werden. Außerdem pflegt und pflanzt der NABU Streuobstwiesen, um die Lebensräume des Steinkauzes zu entwickeln und auszuweiten.

In Aachen konnte sich der Steinkauzbestand wieder etwas erholen, und bei dem letzten Erfassungsdurchgang in 2021 konnten 30 Reviere im Stadtgebiet erfasst werden. Am Ende der Erfassung werden alle dokumentierten Nachweise ausgewertet und ein Untersuchungsbericht verfasst.

Wer gerne bei der nächsten Steinkauz-Erfassung 2025 mitmachen möchte, kann sich gerne beim NABU melden und ist herzlich willkommen (Ansprechpartner siehe hier).

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