NABU warnt vor hohem Waldverlust durch Dürre und Trockenheit
NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 31/20 | 24. APRIL 2020
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Umwelt/Wald (zum Tag des Baumes, 25.4.)
NABU warnt vor hohem Waldverlust durch Dürre und Trockenheit
Krüger: Wir müssen dem Wald die Chance zur Selbsthilfe geben
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Berlin – Zum Internationalen Tag des Baumes weist der NABU auf die stark angespannte Situation unserer Wälder hin. „Die negativen Folgen des Klimawandels werden am Wald besonders deutlich sichtbar. Momentan wirken viele Bäume durch den frischen Blattaustrieb vital, doch die aktuellen Entwicklungen lassen noch in diesem Jahr einen deutlichen Anstieg der Waldschadensfläche befürchten. Größenordnungen von 500.000 Hektar und mehr sind nicht mehr unvorstellbar“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
Die Jahre 2018 und 2019 waren außergewöhnlich trocken und heiß. 2018 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Neben den hohen Temperaturen führt der fehlende Niederschlag zu erhöhtem Trockenstress für die Wälder – sichtbar durch die vermehrt absterbenden Fichtenwälder und die zunehmenden Waldbrände.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium bezifferte die geschädigte Waldfläche für die Jahre 2018 bis 2020 bereits auf 245.000 Hektar mit einem Schadholzanfall von 160 Millionen Kubikmeter. Etwa 90 Prozent des Schadholzes entfallen dabei auf Nadelholz, vorwiegend Fichten. Der Anteil von Nadelwäldern liegt derzeit bei über 50 Prozent.
Der Winter 2019/2020 war erneut außerordentlich mild und durch die geringen Niederschläge sind die Wasservorräte des Bodens noch immer nicht aufgefüllt. Borkenkäfer haben damit ideale Voraussetzungen für eine Massenvermehrung. Sie treffen auf vorgeschädigte Fichten, die sich auf Grund des andauernden Wassermangels nicht mit Harz gegen die Fichten wehren können. Unter diesen Umständen können bis zu drei Borkenkäfergenerationen entstehen. Dazu kommt die hohe Waldbrandgefahr.
„Wir sind von den absterbenden Wäldern direkt betroffen. Vor allem in den Mittelgebirgen wird sich das Landschaftsbild massiv ändern und die ökologische Leistungsfähigkeit der Wälder sinkt. Damit neue, angepasste Wälder aufwachsen können, müssen wir den Klimawandel verlangsamen und begrenzen und schon heute dem Wald die Chance zur Selbsthilfe geben. Das geht nur, wenn wir endlich die Wurzel des Problems anpacken anstatt lediglich akute Brände zu löschen – sprichwörtlich und wortwörtlich.“, so Krüger.
Um dem Wald die Chance zur Selbsthilfe zu geben, sind für den NABU folgende Aspekte von zentraler Bedeutung:
- In naturfernen Nadelbaumforsten muss der Umbau der Wälder hin zu baumartenreichen Laubmischwäldern forciert werden.
- In durch Laubbäume geprägte Wälder sollte das Kronendach als „Sonnenschirm“ geschlossen gehalten werden.
- Um mehr Wasser zu speichern, muss die Masse von lebenden und totem Holz vergrößert werden. Auch abgestorbene Bäume haben wichtige Funktionen, etwa als Lebensraum, Schattenspender, Wasser- und Nährstoffspeicher, und sollten zumindest teilweise im Wald belassen werden.
- Der Umbau naturferner Wälder kann nur gelingen, wenn Baumsamen und junge Bäume nicht nahezu vollständig von Rehen und Hirschen aufgefressen werden. Die Jagd muss einen zentralen Beitrag zum Gelingen des Waldumbaus leisten.
- Um aus der Anpassung der Wälder unter ungestörten Bedingungen auf den Klimawandel lernen zu können, sollten die Ziele der Bundesregierung, mindestens fünf Prozent der Waldfläche als Naturwälder und zwei Prozent der Landfläche als Wildnisgebiete der Natur zu überlassen, rasch umgesetzt werden. Die Entwicklung der natürlichen Prozesse muss durch ein wissenschaftliches Monitoring intensiv begleitet werden.
Der NABU hat seine Position zum Wald und Forstwirtschaft im Klimawandel in einem 12-Punkte Papier vorgestellt: https://www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/wald/190829-nabu-wald-12-punkte-diskussionspapier.pdf
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Stefan Adler, NABU-Wald-Experte,
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1623, E-Mail: stefan.adler@NABU.de