Blaumeisensterben durch bakterielle Infektion

Apathische Blaumeisen mit Atemproblemen

Kranke Blaumeise - Foto: NABU/O. Schäfer

Kranke Blaumeise – Foto: NABU/O. Schäfer

Im Frühling 2020 werden in Deutschland auffallend viele Blaumeisen beobachtet, die krank wirken und kurz darauf sterben. Wie Laboruntersuchungen bestätigen, ist das Bakterium Suttonella ornithocola verantwortlich, das bei Meisen eine Lungenentzündung hervorruft. Für Menschen und Haustiere ist der Erreger dagegen ungefährlich. Von der Krankheit betroffen sind anscheinend vor allem Blaumeisen, in einzelnen Fällen auch Kohlmeisen oder andere kleine Singvögel. Die erkrankten Vögel werden meist in der Umgebung von Futterstellen in Gärten beobachtet und fallen dadurch auf, dass sie nicht mehr auf ihre Umwelt reagieren. Es wurde beobachtet, dass Blaumeisen, die kurz darauf starben, apathisch und aufgeplustert auf dem Boden saßen und keine Fluchtversuche bei sich nähernden Menschen unternahmen. Weitere Symptome der Krankheit sind, dass die Vögel wirken, als hätten sie Atemprobleme, Teile des Kopfgefieders sind ausgefallen, die Augen wirken verklebt. Sie nehmen kein Futter mehr auf oder können anscheinend nicht mehr schlucken. Manche Meisen wirken, als hätten sie unstillbaren Durst. Auch in Aachen und Umgebung gibt es Verdachtsfälle.

Fütterung in betroffenen Gärten besser einstellen

Es liegt nahe, dass die Krankheit besonders dort übertragen wird, wo viele Vögel aufeinandertreffen, worauf der übliche Fundort in der Nähe von Vogelfütterungen hinweist. Daher rät der NABU grundsätzlich dazu, bei Beobachtungen von mehr als einem kranken Vogel an Fütterungen, diese Fütterung und die Bereitstellung von Tränken sofort einzustellen – sozusagen als „Social Distancing“ für Vögel.

Damit betroffene Vogelbestände sich möglichst schnell wieder erholen können, ist es wichtig, den überlebenden Vögeln möglichst gute Bedingungen für die anstehende Brutzeit zu bieten. Das erreicht man am besten durch einen möglichst vogelfreundlichen und naturnahen Garten.

Auffällige Beobachtungen bitte melden

Um die tatsächliche Ausbreitung des Bakteriums dokumentieren zu können, ist es wichtig, möglichst viele Verdachtsfälle im Labor bestätigen zu können. Daher wird die Bevölkerung gebeten, Totfunde dem Bernhard-Nocht-Institut (BNI) in Hamburg zur Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte die Meldung kranker oder toter Tiere möglichst mit genauen Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Umständen des Fundes erfolgen. Diese Angaben können Sie auf der Seite des NABU-Bundesverbandes machen: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/krankheiten/meisensterben.html#formular

Tote Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und frischtot eingeschickt werden. Dabei sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Obwohl nach aktuellem Wissenstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, wird zum Hantieren mit toten Vögeln das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen.
  • Idealerweise sollten die Vögel mit einem Tiefkühlakku versehen (nicht einfrieren) und gut gepolstert versendet werden.  In den Sommermonaten ist eine Isolation mit Styropor sinnvoll.
  • Vermeiden Sie eine Versendung über das Wochenende oder über Feiertage.
  • Ein Begleitschreiben mit der Angabe von dem Fundort, Funddatum und dem Absender sollte natürlich nicht fehlen.
  • Leider können keine Versand- und andere Unkosten erstattet werden. Wie zahlreiche Mitmenschen unterstützen Sie mit ihrer Zuarbeit jedoch die Erforschung des Blaumeisensterbens tatkräftig!

Untersuchungsstelle des BNI:

Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Tel. 040-42818-862, Fax 040-42818-941
luehken@bnitm.de

Vermerk: Freigestellte veterinärmedizinische Probe – Blaumeise

In Aachen besteht die Möglichkeit die toten Vögel beim Amt für Verbraucherschutz, Tierschutz und Veterinärwesen der Städteregion Aachen nach telefonischer Anmeldung abzugeben.  Das Veterinäramt ist wie folgt zu erreichen:

Carlo-Schmid-Straße 4, 52146 Würselen

Tel.: 0241-5198-0
Email: vetamt@staedteregion-aachen.de
Öffnungszeiten:
montags, dienstags und donnerstags von 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr
mittwochs von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr
freitags von 08:00 Uhr bis 12:00 Uhr