Scheiben als Vogelkiller und was man dagegen tun kann

Singdrossel nach Aufprall an Verandafenster (Foto: NABU/A. Wolff)

Singdrossel nach Aufprall an Verandafenster (Foto: NABU/A. Wolff)

Nach einer Schätzung sterben allein in Deutschland jedes Jahr mindestens 100 Millionen Vögel durch die Kollision mit Glasscheiben an den Fenstern von Wohnhäusern oder Wintergärten, an Glasfassaden von Bürogebäuden und an verglasten Schallschutzwänden oder Bushaltestellen. Grund ist ein tödlicher Irrtum: Vögel erkennen Glasflächen oft nicht als Hindernis – sie sehen nur die Landschaft, die durch das Glas scheint oder sich darin spiegelt. Dann prallen sie mit hoher Geschwindigkeit gegen die gläsernen Fronten, brechen sich das Genick oder ziehen sich tödliche Gehirnverletzungen zu.

Nicht jede Glasscheibe ist dabei gleich gefährlich. Es gibt grundsätzlich drei Faktoren, die eine Glasscheibe zu einer Vogelgefahr machen:

  1. Durchsicht: Diese ist gegeben, wenn eine Glasscheibe einen ansonsten scheinbar freien Flugweg blockiert. Bei Häusern entsteht diese bei Verglasungen über Eck oder wenn durch ein zweites Fenster an der Rückwand eine Durchflugsmöglichkeit suggeriert wird. Auch bei verglasten Bushaltestellen oder Lärmschutzwänden besteht Durchsicht.
  2. Spiegelung: In spiegelnden Glasfronten sieht ein Vogel die Umgebung vor dem Fenster, also Vegetation oder den freien Himmel und versucht dorthin zu fliegen.
  3. Beleuchtung: Abends und nachts sind von innen beleuchtete Scheiben eine Gefahr. Gerade nachts ziehende Vögel werden von den Lichtern angezogen, ohne dass sie die Scheiben erkennen können.

Je größer die entsprechenden Glasflächen, desto größer das damit verbundene Risiko. Insgesamt besitzt der Faktor Glas für die Vogelpopulationen Deutschlands und Europas eine sehr hohe Relevanz als Sterblichkeitsfaktor. Er ist zwar für einige Vogelarten, die den menschlichen Siedlungsraum meiden, weitgehend irrelevant, etwa für den Kranich, die Mehrzahl der Greifvogelarten und die meisten Wasservögel. Zudem sind zumeist individuenstarke Kleinvogelarten betroffen und häufig Jungvögel, die kurz nach dem Ausfliegen ohnehin eine hohe Sterblichkeit besitzen. Dennoch gibt es Vogelarten, die durch Vogelschlag an Glas möglicherweise einer überproportional starken Mortalität unterliegen (zum Beispiel Habicht, Sperber, Waldschnepfe, Eisvogel), und bei ohnehin abnehmenden Vogelarten ist jeder zusätzliche Gefahrenfaktor relevant.

Besonders gefährlich sind blank geputzte Glasfronten und solche in der Nähe von Gärten, Waldrändern und Flüssen – dort, wo sich besonders viele Vögel aufhalten und sich attraktive Vegetation in den Scheiben spiegeln kann. Wie viele Vögel tatsächlich Opfer der unsichtbaren Fallen werden, bemerkt der Mensch nicht. Katzen, Marder oder Füchse machen sich schnell über die verunglückten Vögel her, so dass kaum Spuren zurückbleiben. Außerdem wirken nicht alle Kollisionen unmittelbar tödlich, und manche Vögel sterben erst dann an inneren Verletzungen, wenn sie den unmittelbaren Fensterbereich bereits verlassen haben. Bessere Indikatoren für die Zahl der verunglückten Vögel sind die Abdrücke des Federkleids auf den Scheiben, die nach einer Kollision zurückbleiben.

Maßnahmen gegen den Vogeltod an Glas

Außen angebrachte Aufkleber können den Vogelschlag verhindern (Foto: NABU/G.Maxam)

Außen angebrachte Aufkleber können den Vogelschlag verhindern (Foto: NABU/G.Maxam)

Angesichts der bereits jetzt extrem hohen Zahl an Glas verunglückender Vögel und einer weiter zunehmenden Zahl an Gebäuden, insbesondere solchen in moderner Glasbauweise, müssen dringend Maßnahmen zur Vermeidung von Glastod getroffen werden, von privaten Hausbesitzern genauso wie von Firmen und der öffentlichen Hand.

Die Abhilfe ist klar: Keine gläsernen Vogelfallen bauen. Glücklicherweise gibt es auch für bestehende Gebäude eine Reihe von Gegenmaßnahmen, die man ergreifen kann. Die aufgeklebten Silhouetten von Greifvögeln, die man so oft findet, nützen dabei jedoch so gut wie nichts. Die Vögel erkennen in diesen Aufklebern keine natürlichen Feinde und fliegen oft direkt neben den Aufklebern auf die Scheibe. Zudem sind schwarze Aufkleber in der Dämmerung kaum zu erkennen – besser wären sie in Orange.

Wirksame Lösungen sind beliebige Muster oder Aufkleber, die die Glasscheiben für Vögel sichtbar machen. Damit sie auch bei Spiegelsituationen erkannt werden, müssen sie unbedingt außen an der Scheibe angebracht werden müssen. Grundsätzlich sollten diese für einen vollständigen Schutz etwa 25 Prozent der Scheibe abdecken, bei Verwendung besonders geeigneter Muster reduziert sich die zu beklebende Fläche jedoch deutlich bis auf wenige Prozent. Gut bewährt haben sich senkrechte Streifen oder Punktmuster.

Welche Maßnahmen den Vogelschlag an Glas verhindern können, haben wir hier zusammengestellt. Eine sehr informative Broschüre der Schweizerischen Vogelwarte zum Thema Vogeltod an Glasflächen können Sie hier als PDF herunterladen.

de_DEDeutsch