NABU-Präsident Olaf Tschimpke zu Besuch in Aachen

Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes (NABU) Deutschland, machte auf seiner diesjährigen Sommerreise auch in Aachen Halt. Am gestrigen Dienstag, den 21. August 2018, besuchte er zusammen mit Claus Mayr und Herbert Fleu, dem 1. und 2. Vorsitzenden des NABU-Stadtverbandes Aachen, das NABU-Sommerferiencamp. Dort aß er zusammen mit den Kindern unter freiem Himmel zu Mittag und ließ sich von ihren Erlebnissen im Camp erzählen, bei dem es vom 20. bis zum 24. August viel Spiel, Spaß und Naturerfahrung gibt. Dieses Jahr steht das Camp  ganz im Zeichen der Insektenwelt. Die Kinder stellten daher stolz dem NABU-Präsidenten ihr Wissen in einer „Insektenrallye“ vor. Etwa, was Insekten (6 Beine) von anderen Tiergruppen wie den Spinnentieren (8 Beine) unterscheidet. Oder wie man Bienen, Wespen und Schwebfliegen unterscheidet, die auf den ersten Blick alle sehr ähnlich aussehen.

Olaf Tschimpke (hinten links) mit den Teilnehmern und Veranstaltern des diesjährigen NABU-Sommerferiencamps in Aachen. © NABU Aachen

Im Anschluss begleiteten Claus Mayr und Dr. Gudrun Maxam, Mitarbeiterin der NABU-Naturschutzstation, Olaf Tschimpke zur Wildnisfläche im Augustinerwald. Die rund 18.000 m² große Waldfläche ist ein Teil des Aachener Waldes und aufgrund ihres großen Laubbaumanteils, des hohen Alters der Bäume und des hohen Totholzanteils besonders hochwertig. Hunderte von Insektenarten, aber auch Spechte, Fledermäuse und Pilze, sind auf Totholz angewiesen. Die Parzelle wurde 2013 im Rahmen des Interreg IV-A-Projektes „Habitat Euregio“ aus der forstlichen Nutzung genommen. Der NABU Aachen empfiehlt, den gesamten Augustinerwald im neuen Landschaftsplan als flächendeckendes Naturschutzgebiet auszuweisen und fordert außerdem, die Wildnisfläche auf 40 ha zu erweitern (1).

Olaf Tschimpke bemerkte beeindruckt: „Struktur und Erscheinungsbild der Wildnisfläche erinnern schon heute an Urwälder, wie sie anderswo nur in ausgewiesenen Nationalparks zu sehen sind. Dieser Wald hat das Potenzial, sich in einen Urwald direkt vor den Toren der Stadt zu entwickeln – mit enormen Mehrwert für die Aachener und Aachenerinnen.“ Er verwies auf das sehr erfolgreiche Modellprojekt „Urwald vor den Toren der Stadt“ des NABU Saarland und der Stadt Saarbrücken, das er kürzlich besucht hatte.

Claus Mayr, Gudrun Maxam und Olaf Tschimpke (v.l.) beim Besuch des Augustinerwalds (Foto: Wolfgang Wynands).

Das Thema Augustinerwald ist im Moment besonders brisant, da die gewerbliche Nutzung des in direkter Nähe liegenden ehemaligen Militärgeländes Camp Hitfeld in Planung ist. Zudem werden die Korridore der neuen Gaspipeline „Zeelink“ und des Stromkabels „ALEGrO“ nach Belgien (2) in der Nähe des Augustinerwaldes verlegt. Der NABU Aachen hofft, dass die Schutzbedürftigkeit des Augustinerwaldes bei dieser Planung Beachtung finden wird. Claus Mayr wies darauf hin, dass die Nationale Biodiversitätsstrategie Deutschlands auch die Kommunen verpflichtet, bis 2020 etwa 10 Prozent des öffentlichen Waldes aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. „Bei  2.300 Hektar Stadtwald wären das 230 Hektar, da besteht in Aachen also noch großer Nachholbedarf in dieser Legislaturperiode des Stadtrates!“, so Mayr.

(1) NABU-Forderungen zur Wahlperiode 2014-2020: https://www.nabu-aachen.de/landschafts-und-flaechennutzungsplan/

(2) NABU-Pressemeldung vom 18. September 2017: https://www.nabu-aachen.de/26-2/