Was summt im HirschGrün?
Bericht vom AK Wildbienen / Exkursion Hirschgrün am 24.06.2020
Was summt im HirschGrün?
Was ist „HirschGrün“? werden sich wohl viele als erstes fragen. Nun, das ist ein schöner Gemeinschaftsgarten an der Richardstraße im Stadtzentrum von Aachen (Nähe Wilhelmstraße). Innerhalb weniger Jahre wurde hier auf einer Brache eine kleine ökologische Oase für Mensch und Tier geschaffen: schön grün, schön bunt, herrlich kleinräumig-vielfälltig und mit einem Herz für wilde Ecken. Letzteres stößt ja bei vielen ordnungsliebenden Menschen nicht unbedingt auf Gegenliebe, trägt aber in großem Maße zur hohen Lebensraumqualität insbesondere für Insekten bei.
Zu dieser kleinen Fläche führte die erste Exkursion des Arbeitskreises Wildbienen in 2020. Corona-bedingt konnte der AK bis dahin nur per Mail Beobachtungen und Erlebnisse austauschen. Acht Aktive trafen sich nachmittags zu Mittsommer vor Ort, um die Wildbienen-Fauna zu erkunden. Es war sehr warm und der Garten bekam noch viel Sonne ab, perfektes Flugwetter für unsere Schönwettertiere. Da außerdem noch zahlreiche verschiedenartigste Pflanzen blühten, fanden sich erwartungsgemäß interessante Wildbienen aber auch Wespen, verschiedene Fliegen, Heuschrecken und Fliegen.
Ganz unbemerkt von den vielen menschlichen Besuchern, die an diesem Tag meist die schattigeren Plätze aufsuchten, flogen in kurzer Zeit 11 verschiedene Wildbienen vor die Nasen der Wildbienensucher… Zugegeben, etwas Arbeit war es schon die Bienen zu finden. Da waren die zahlreichen, leicht zu entdeckenden plumpen Hummeln und Honigbienen aber auch sehr scheue, extrem kleine und unscheinbare Arten, die nur äußerst schwer zu entdecken und noch schwerer zu bestimmen sind.
Als besonderes Highlight konnten wir die Gelbbeinige Schenkelbiene (Macropis fulvipes) entdecken. Diese etwas größere, dunkle Biene wurde häufig am gelb blühenden Gilbweiderich gesichtet. Was nicht weiter verwundert, denn Weibchen sammeln tatsächlich nur an dieser Pflanze den Blütenstaub – Pollen – für ihre Brut. Wohlwissend patrouillieren die Männchen ihre kleinen Reviere in Gilbweiderich-Beständen ab. Das Außergewöhnliche: neben dem Pollen nehmen die Weibchen vor allem das Pflanzenöl auf, das der Gilbweiderich produziert. Ihre Larven sind sozusagen auf Keto-Diät: hauptsächlich Proteine und Fett. Werden aber trotzdem wunderschöne Bienen.
Ebenso wunderschön wurden Löcherbiene, verschiedene Maskenbienen, Pelzbiene, Glockenblumen-Scherenbiene, und die dicke Garten-Wollbiene beobachtet. Letztere ist eine Art, die wohl viele Besitzer von Wollziest schonmal gesehen haben, fällt sie doch nicht nur durch ihre schöne gelb-schwarze Färbung ins Auge, sondern ist auch spannend zu beobachten. Die Wollbienen-Männchen dulden in ihrem Revier nämlich keine anderen Blütenbesucher außer Weibchen der eigenen Art. Egal wie groß der „Eindringling“ ist.
Insgesamt also ein toller Tag und ein gelungener Auftakt in die Exkursionssaison für unseren Arbeitskreis. Und das alles sozusagen direkt im Herzen der Stadt. HirschGrün, wir kommen gerne wieder!
marc hoffmeister, monika nelißen