Mit Tagfaltern durchs Jahr 2020

Issoria Lathonia, Kleiner Perlmuttfalter – Foto Martin Knörzer

Mit Tagfaltern durchs Jahr 2020

Liebe Aachener Schmetterlingsfreunde,

das warme Jahr 2020 war für die meisten Tagfalterarten trotz der langen Trockenheit ein relativ gutes Jahr.

Ich habe Ihnen/euch zu sechs der beobachteten Arten Bilder und Infos, meist von meiner TMD-Monitoringstrecke* bei Orsbach zusammengestellt. Dort habe ich bei meinen wöchentlichen Begehungen dieses Jahr über 1200 Tagfalter-Sichtungen gezählt (davon ca.770 Kleiner Kohlweißling).

Immer wieder wurde aber auch deutlich, dass es noch Verbesserungsmöglichkeiten im Umgang mit dem Gelände gibt wie Mahdzeitpunkt, Heckenschnitt, Mulchen, usw..

Jetzt wünsche ich Ihnen/euch viel Freude mit meinen Bilder und Infos!

Martin Knörzer

(Leiter des NABU-Arbeitskreis)

Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae)

Dieser zu den Bläulingen gehörende Zipfelfalter führt ein heimliches Leben: Obwohl er wohl weit verbreitet ist, kann man ihn nur sehr selten beobachten. Umso mehr freut es mich, dass er nicht nur 2017 von Ulli in Vaalserquartier (Bild 1, ♀), sondern auch 2020 von Tanja im westlichen NSG Schneeberg (Bild 2) und von mir im Freyenter Wald beobachtet und fotografiert werden konnte. Seine orange Unterseite lässt ihn irgendwie tropisch aussehen.

Nierenfleck-Zipfelfalter-1 – Foto: Ulrich Schwenk

Nierenfleck-Zipfelfalter-2 – Foto: Martin Knörzer

Im Winter hat man durchaus Chancen, seine einzeln abgelegten, schönen Eier an jungen, südorientierten Schlehenzweigen zu entdecken (Bild 3, Orsbach) – im Bereich meines Transektes ist es mir aber trotz vieler Schlehenbüsche leider bisher noch nicht gelungen.

Nierenfleck-Zipfelfalter (Ei) – Foto: Martin Knörzer

Großer Fuchs (Nymphalis polychloros)

Nymphalis polychloros, Großer Fuchs – Foto: Martin Knörzer

Diese Art ist schon ein absolutes Highlight im Orsbacher Bereich, denn sie gilt nach Roter Liste in NRW als „vom Aussterben bedroht“ (1) und auch bundesweit steht sie auf der Vorwarnliste. Der Große Fuchs braucht lichte Wälder mit Salweide als Hauptlebensraum, wie eben den Großen Orsbacher Busch. Um so mehr hat es mich gefreut, einen Vertreter dieser Art im Frühjahr 2019 und 2020 im Transektbereich beobachten zu können. Der Falter überwintert und braucht danach unbedingt Frühblüher wie Salweide, Löwenzahn oder Kirsche.

GrosserFuchs-2 – Foto: Martin Knörzer

Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus)

Diesen hübschen kleinen Bläuling kann man schon im April an Waldrändern, Büschen und auf frühblühenden Pflanzen, auch in Gärten beobachten. Er hat als Puppe überwintert. Die Flügeloberseite des Männchens ist strahlend blau, die des Weibchen mit breitem dunklen Randbereichen. Meist sieht man aber die silbrige, fleckige Unterseite.

Celastrina argiolus, Faulbaumbläuling – Foto: Martin Knörzer

Faulbaum-Bläuling-2 – Foto: Martin Knörzer

Faulbaum-Bläuling-3 – Foto: Gerd Grünefeld

Im Transektbereich haben Gerd und ich eine Eiablage an den Blütenknospen eines kleinen Hartriegel-Strauchs beobachten können. Daher ist die jährliche Mahd des Wegekorridors dort ungünstig. Das Foto ist von Gerd Grünefeld.

Aurorafalter (Anthocharis cardamines)

Im Frühling und Frühsommer lassen sich Aurorafalter auf Wiesen oder an Wegrändern in Wäldern antreffen. Vor allem Kreuzblütler, wie das Wiesen-schaumkraut oder im Garten die Mondviole, werden regelmäßig angeflogen. Der Falter im Bild hatte dabei wohl größere Schwierigkeiten.

Aurorafalter-1 -Foto: Martin Knörzer

Während Männchen an den Vorderflügeln eine auffällig orangefarbene Stelle besitzen, sind die Flügel der Weibchen rein weiß (nächste Seite). An der äußeren Spitze sind die Vorderflügel oberseits grau bis grauschwarz. Ebenfalls typisch ist, dass sich mittig auf der Oberseite der Vorderflügel ein kleiner, schwarzer Punkt befindet.

Aurorafalter (w) an Mondviole – Foto: Martin Knörzer

Die grünlich marmorierte Unterseite ist typisch und unterscheidet das Weibchen von anderen Weißlingen.

Aurorafalter-Paarung im Garten – Foto: Martin Knörzer

Im Garten konnte ich die Paarung des Aurorafalters beobachten. Das Weibchen saß vorher lange auf einem exponierten Ast und wartete auf das Reviermännchen.

Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas)

Dieser hübsche Feuerfalter, der zu den Bläulingen gehört, ist weit verbreitet, aber auf dem Orsbacher Transekt nicht häufig (2020: nur 3).

Außer an seiner Größe erkennt man ihn an der schwachen Punktierung der braungrauen Unterseite der Hinterflügel. Offenbar vagabundiert diese Art und besiedelt daher schnell auch neue Biotope mit Blüten. Gerne südexponiert und gerne mit Störstellen, auf denen er sich in seiner typischen, leicht V-förmigen Stellung sonnen kann.

Zur Eiablage braucht das Weibchen eine lückige Vegetation mit Ampferarten. Dort überwintert er als Larve und fliegt dann von Mai bis in den Herbst in mehreren Generationen.

Kleiner Feuerfalter-2 – Foto: Martin Knörzer

Lycaena phleas, Kleiner Feuerfalter – Foto: Martin Knörzer

Kleiner Perlmuttfalter (Issoria lathonia)

Der Kleine Perlmuttfalter ist einer meiner Lieblingsarten: als kleinster Perlmuttfalter mit charakteristisch geschwungenem Vorderflügelrand ist er schon von weitem gut zu identi-fizieren. Letzte Sicherheit geben dann die großen, weiß-silbrigen Flecken auf der Hinterflügelunterseite, wenn er sich auf Blüten oder Gräsern niederlässt.

Issoria lathonia, Kleiner Perlmuttfalter – Foto Martin Knörzer

Die Männchen sind relativ ortstreu, da sie Reviere bilden, auch im westlichen NSG Schneeberg. Mehrfach habe ich ihn im Spätsommer auf einem Stoppelfeld gesehen, da die Larven auf Ackerveilchen oder Stiefmütterchen heranwachsen. Falls das Feld im Herbst nicht gepflügt wird.

In NRW ist diese Art „gefährdet“ (RL: 3).

Issoria lathonia, Kleiner Perlmuttfalter – Foto Martin Knörzer

Issoria Lathonia, Kleiner Perlmuttfalter – Foto: Martin Knörzer

Wir alle dürfen gespannt auf die Schmetterlingserlebnisse des kommenden Jahres sein!