Schwerwiegender Schaden an Fließgewässer in Aachener Naturschutzgebiet. NABU erstattet Strafanzeige

11. Februar 2023

Inde im NSG Klauser Wäldchen – Foto: NABU Aachen

NABU-Pressemitteilung

Hochwasserschutz / Gewässerschutz

Schwerwiegender Schaden an Fließgewässer in Aachener Naturschutzgebiet. NABU erstattet Strafanzeige

Aachen – Das Naturschutzgebiet Klauser Wäldchen und Frankenwäldchen bei Kornelimünster ist eines der ältesten Naturschutzgebiete im Rheinland. Es zeichnet sich insbesondere durch seine edelholzreichen Kalkbuchenwälder und wertvollen Auenkomplexe aus. Die Inde, die durch das Gebiet fließt, bietet zahlreichen geschützten Arten Brut- und Lebensraum, darunter auch streng geschützte Arten wie Mühlkoppe, Bachforelle, Bachneunauge, Wasseramsel, Eisvogel und Biber.

Dieses Fließgewässerökosystem erlitt im Dezember 2022 durch einen Eingriff des Wasserverbandes Eifel-Rur (WVER) schwere Schäden. Mittels Raupenbagger wurde ein Abschnitt von ca. 200 Metern einplaniert, d.h. das Bachbett wurde eingeebnet und das Bachufer entlang dieser Strecke mit steinigem Substrat aus dem Bachbett befestigt.

Unbedarften Beobachtern der Stelle mag dies als gar nicht so schlimm erscheinen, denn immerhin sieht nun alles aufgeräumt und ordentlich aus. Doch gerade darin liegt das Verhängnis. In der Natur gibt es die einfache Faustregel: Dort, wo Strukturreichtum herrscht, gibt es auch Artenreichtum. Ein strukturreicher Bach weist bspw. Ufervegetation auf, Unterspülungen am Ufer, Substratablagerungen und -abtransporte oder Untiefen im Bachbett und damit viele unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten. Dies schafft unterschiedlichste Mikrohabitate, sodass wiederum zahlreiche Arten mit unterschiedlichen Bedürfnissen einen Lebensraum finden. Dieses Struktur- und damit Artenreichtum wurde durch die Ausbaggerung und Uferbefestigung zerstört.

Zudem ist der angrenzende Buchen- und Auwald durch das Befahren der ufernahen Wurzeln mit schwerem Gerät ebenfalls nachhaltig schwer geschädigt worden.

Vor dem Hintergrund, dass der NABU-Stadtverband Aachen, die BUND-Ortsgruppe Aachen und die LNU im August 2022 in ihrer gemeinsamen Stellungnahme schon auf mehrere schwere Verstöße gegen Natur- und Artenschutzrecht a Aachener Gewässern hingewiesen haben, ist dieser Verstoß als besonders schwerwiegend einzustufen. Als wesentlicher Punkt ist auch zu vermerken, dass die Tat nicht im Zusammenhang mit einer Hochwasserschutzmaßnahme zu betrachten ist, da sie weit unterhalb der während des Hochwassers 2021 betroffenen Ortschaft Kornelimünster erfolgt und von hier aus keinerlei Auswirkungen auf die Ortschaft zu erwarten sind bzw. auch nicht eingetreten waren. Auch unterhalb der Fließstrecke liegen keine relevanten Schutzgüter, da der Bach noch mehrere Kilometer durch Naturschutzgebiete verläuft.

Der NABU-Stadtverband Aachen fordert daher, dass die strukturellen Zerstörungen umgehend rückgängig gemacht werden. Hierbei steht die Schaffung von Untiefen und Vertiefungen im Bachbett im Vordergrund. Bei den Arbeiten ist mit sehr großem Sachverstand vorzugehen. Wir fordern deshalb, dem WVER eine kompetente Fachfirma zur Seite zu stellen.

Bei Eingriffen in Naturschutzgebiete (NSG) sind nach Bundes- und Landesrecht die anerkannten Naturschutzverbände, zu denen auch der NABU gehört, zu beteiligen, zudem der Naturschutzbeirat der Stadt Aachen. Beides ist nicht erfolgt, was eine schwere Ordnungswidrigkeit darstellt. Zudem stellt die schwerwiegende Beeinträchtigung eines NSG und der dort lebenden streng geschützten Arten eine Straftat nach Strafgesetzbuch dar. Der NABU-Stadtverband Aachen hat daher die schweren Eingriffe an die zuständigen Aufsichtsbehörden gemeldet und zudem Strafanzeige nach § 329 Strafgesetzbuch gestellt.

Anlage:

Ausbaggerung, Begradigung und Befestigung der Inde im NSG Klauserwäldchen/Frankenwäldchenim Dezember 2022, (Foto: Januar 2023, Dr. Manfred Aletsee)

Inde im NSG Klauser Wäldchen – Foto: NABU Aachen

Inde – Foto: NABU Aachen

Gleicher Abschnitt der Inde im NSG Klauser Wäldchen/Franken Wäldchen mit strukturreichen Uferbereichen, Untiefen und Auskolkungen vor dem kanalartigen Ausbau