Ein Schulgarten für Schmetterlinge

Aachen. Hinter dem Gebäude der Gemeinschaftsgrundschule Schönforst befindet sich eine kleine Oase. Denn hier haben die Kinder der Garten- und Umwelt AG einen naturnahen Garten gestaltet. Der Weg dorthin führt an Insektenhotels und einem kleinen Teich vorbei, im Garten selbst sind Kräuter, Blumen und Kartoffeln angepflanzt, mit bemalten Schildern liebevoll beschriftet. Doch auch ein bisschen verwildert sieht es aus.

„Brennnessel und Löwenzahn findet man durchaus auch“, sagt Regina Nicolay. „Das Ganze ist eben wild, das ist auch durchaus beabsichtigt.“ Als Koordinatorin für gesunde Familiengrundschule ist sie zwei Tage in der Woche an der Grundschule und bietet dort ein buntes Programm an: Neben umweltpädagogischen Bastelarbeiten, Deutschkursen für Kinder mit Migrationshintergrund und – vor Corona-Zeiten – einer Kochgruppe koordiniert sie auch das Schulgartenprojekt. Bei dem war ihr ein wichtiges Anliegen, ihn möglichst naturnah zu gestalten, um heimischen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum zu bieten.

Der NABU findet, das ist ihr und den beteiligten Lehrer*innen und Kindern mehr als gelungen! Weil der Garten unter anderem für heimische Schmetterlinge sehr attraktiv ist, hat der NABU Aachen der Schule nun die Plakette „Schmetterlingsfreundlicher Garten“ verliehen. Betty Malangré, Leiterin des Arbeitskreises Naturgarten, und Martin Knörzer, Leiter des Arbeitskreises Schmetterlinge, waren persönlich vor Ort, um den Garten zu besichtigen und die Plakette zu überreichen.

Hinten r. nach l.: Martin Knörzer (NABU Aachen), Betty Malangré NABU Aachen), Regina Nicolay (Projektkoordinatorin), Lea Hütten (Schulleitung). Vorne r. nach l.: Elyas, Maja, Hermela, Narin, Halime

Naturgärtnerin Betty Malangré lobt, dass der Garten neben den Pflanzen auch einen Teich, einen Komposthaufen und eine Totholzecke bietet. Auch das Unkraut wird von ihr gern gesehen, denn wo es ein bisschen wild ist, fühlen sich auch mehr Insekten, Vögel und Kleinsäuger wohl.

Majoran ist ein guter Tipp, wenn man selbst einen schmetterlingsfreundlichen Garten oder Balkon gestalten möchte.

Der Schulgarten hat gleich mehrere positive Effekte. Zum einen stärkt er heimische Schmetterlings- und andere Insektenarten, die hier Nahrung, Nistmöglichkeiten und Lebensraum finden. Schmetterlingsexperte Martin Knörzer betont, wie wichtig naturnahe Gärten für den Naturschutz sind, und dass jeder dazu einen Beitrag leisten kann. Dafür muss man noch nicht mal einen Garten haben. „Wir haben auch schon einen Balkon in Aachen mit der Plakette ausgezeichnet“, berichtet Martin Knörzer. Wer selbst etwas zum Schmetterlingsschutz beitragen will, kann heimische Arten mit Blütenangebot pflanzen. Dabei sollte man darauf achten, dass die  Blüten nicht „gefüllt“ sind, denn manche Arten werden so gezüchtet, dass sie nichts als Blütenblätter besitzen. Als Zierobjekt sind sie schön anzusehen, doch sie bieten keinen Nektar und keine Pollen und sind damit für die heimischen Insekten wertlos.

Die Cosmea ist zwar nicht heimisch, aber zumindest sind die Blüten nicht gefüllt und bieten so den wichtigen Nektar und Pollen.

Neben dem Naturschutz leistet der Garten aber auch wichtige pädagogische Arbeit. Die Schulleiterin Lea Hütten weiß: „Viele der Kinder wohnen in Wohnungen ohne eigenen Garten.“ Die Erfahrungen beim Gärtnern sind für sie besonders wertvoll. Die multikulturelle Schule hat außerdem Pläne, die Eltern und Familien noch stärker mit einzubeziehen. So gibt es zum Beispiel die Idee, mit den Eltern gemeinsam Hochbeete zu bauen und noch mehr Gemüse anzupflanzen.

Die Kinder sind stolz auf ihren Garten. Elyas sagt: „Es ist schön in einem Garten zu sein und die Natur zu sehen.“ Und Narin ergänzt: „Es war toll, dass wir Schmetterlinge gesehen haben.“ Im Mai hatten sie als Teil des Projekts sogar Distelfalter von der Raupe zum Schmetterling großgezogen und konnten am Ende elf Falter in die Freiheit entlassen.

Mehr zum NABU Projekt hinter der Plakette:

Viele heimische Schmetterlingsarten werden immer seltener. Mit der Auszeichnung von Schulen und Kitas, die ihren Garten naturnah und somit schmetterlingsfreundlich umgestalten, möchte das vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium geförderte Projekt des Naturschutzbundes (NABU) NRW „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird´s bunt!“ mehr solcher Einrichtungen dafür gewinnen, ihr Umfeld falterfreundlich zu gestalten. Schulen, Kitas und weitere Institutionen in Nordrhein-Westfalen können sich um die Auszeichnung „Schmetterlingsfreundlicher Garten“ bewerben. Die besten Gärten werden mit einer Plakette und einer Urkunde ausgezeichnet.

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